Dienstag, 4. Juni 2019

Switch-Reviews #06: Final Fantasy VII, Dawn Of Survivors, Wargroove, OMG Zombies!, Hellblade - Senua's Sacrifice




Fiese Schlangen in Final Fantasy VII
Da ist es also erstmals auf einer Nintendo-Konsole gelandet: Final Fantasy VII. Nur rund 22 Jahre später. Für viele war es damals auf der Playstation der Einstieg in die JRPG-Materie, klotze mit vollen drei CDs und gehört für viele auch heute noch zum besten Teil der Reihe. Nicht nur aus technischer Sicht wusste das Spiel damals zu begeistern, auch das leicht dystopische SciFi-Szenario landete in Verbindung mit seiner tollen Story und Charakteren eine glatte Punktlandung.

Auf der Switch erfährt das Remaster aber leider nicht ganz die liebevolle Aufbereitung, wie man es sich insgeheim gewünscht hat. Die Hintergründe sind noch verwaschener, als es schon im Remaster von Final Fantasy IX der Fall war (hatte ich hier drüben getestet). Die plump auf HD hochskalierten Sprites - die ansonsten keine nennenswerte Überarbeitung bekommen haben - wirken dort wie hässliche Fremdkörper aus einer anderen Welt. Die Performance geht bisweilen ganz schön in den Keller - besonders das Geruckel auf der Weltkarte ist eine echte Frechheit. Bis vor Kurzem gab es sogar den berüchtigten Plotstopper aus der PC-Version, auf den dieser Switch-Port beruht. Ein Bug im Shinra Hauptquartier: etwa 5, 6 Stunden nach Spielstart ging es dort einfach nicht weiter, sollte der falsche Fahrstuhl genommen werden. Nur ein kompletter  Neustart und der alternative Weg über die äußeren Treppen konnte dem Abhilfe schaffen. Ein Bug, der schon ein paar Jahre bekannt war. Erst im Mai diesen Jahres hielt es Square Enix mal für nötig, einen Patch nachzuliefern. Außerdem: Unattraktive dicke schwarze Balken an den Seiten stauchen das Bild im Handheld-Modus dermaßen zusammen, dass man sich bisweilen schon vorkommt, lediglich einen 3DS vor der Nase zu haben. Wenn auch in der XL-Fassung, was die Bilddiagonale angeht. Muss das sein?

Ebenfalls ätzend ist, dass selbst nach 22 Jahren immer noch keine anständige Lokalisierung für Final Fantasy VII zustande gekommen ist. Klar, mit dem urigen, unfreiwillig-komischen Original sind die neuen deutschen Texte nicht zu vergleichen. Sie sind grammatikalisch meistens korrekt. Aber unnötige Rechtschreibfehler und bisweilen leblose, uninspiriert übersetzte Dialoge nerven auf Dauer und zehren doch sehr an der Stimmung.

Alleinstellungsmerkmal dieser Remastered-Versionen ist das "cheaten". Das generelle Spieltempo kann jederzeit um das dreifache erhöht werden. Die Zufallskämpfe sind nur eine Bewegung mit dem Controller davon entfernt, komplett ausgeschaltet zu werden. Und auch der Kampf-Boost macht jegliche Konfrontation zu einem Kinderspiel. Egal, welches fiese Viech euch da an die Gurgel will. Da Final Fantasy VII im späteren Spielverlauf - und bei einigen optionalen Quests - schließlich gibt es auf der Weltkarte viel zu entdecken - bockschwer werden kann, sind diese "Cheats" sicherlich gerne gesehen für Neueinsteiger.

Und genau da liegt der Hund begraben. Wer FF7 bereits in irgendeiner Form besitzt, der benötigt dieses ernüchternd magere Remaster nicht. Hier wurde einfach möglichst wenig Aufwand betrieben. Ihr werdet es leider nicht ein weiteres Mal - in einem neu erstrahlten Glanz - erleben können. Sondern euch, wie ich auch, eher über die Unzulänglichkeiten ärgern. Für Fans eine ziemliche Enttäuschung.

Wertung: 7 / 10


Trailer:





Behelfsmäßig duschen in Dawn of Survivors
Für gerade einmal schlappe 1,79,- Euro könnt ihr euch in Dawn Of Survivors in eine fiktive Multiplayer-Zombie-Apokalypse begeben, mit Fokus auf Crafting und Überleben. Ein Nintendo Online-Abo ist dafür jedoch Pflicht.

In unserem Lager stampfen wir uns ein provisorisches Heim aus dem Boden. Aber noch bevor das quasi-Tutorial beendet ist, und endlich mal das TV, die Dusche und die Hundehütte vor oder in eurer improvisierten Hütte stehen, wird schnell klar: Donnerwetter, es dauert eine verdammte Ewigkeit, die benötigten Materialien aufzuklauben! Ist mir dafür meine kostbare Freizeit nicht doch zu schade? Selbst nach rund 30 Stunden radelt ihr immer noch frustriert mit einem Fahrrad durch die Gegend (je nach Vehikel habt ihr nur eine beschränkte Reichweite auf der Oberwelt), weil das zusammenbasteln eines Motorrads ungefähr vier mal soviel echte Zeit in Anspruch nimmt. Wahnsinn, wie manche benötigte Materialien so selten gedroppt werden. Wie interessierte Spieler hier zum grinden genötigt werden, bis das Gehirn aus der Nase blutet. Dabei hält das Crafting-Menü eine Menge - nicht uninteressantes - Zeug bereit, dass ihr zusammenbasteln könnt. Theoretisch. Bis es soweit ist, und ihr endlich mal die benötigten Sachen für einen Bau zusammen habt, klappert ihr die beiden immer gleichen Locations ab (ein Labor und eine Einkaufsmeile). Langweilig. Spätestens nach dem dritten, vierten Besuch der ewig gleichen Locations. Mit der immer gleichen Anzahl an Untoten.

In diesen beiden Orten wechselt das Spiel von seiner übersichtlichen, leicht isometrischen Ansicht in die Third-Person-Perspektive. Mit unzähligen Nahkampfwaffen (Baseballschläger, Machete, Klappstuhl) und den eher raren Schusswaffen (Pistole, Armbrust, Schrotgewehr) metzeln wir schleichende und agile Zombies ab, und hoffen inständig, dass sie endlich mal gescheiten Loot abwerfen. Holz, Stein, Essen und Trinken sind da noch das geringste Problem, da ihr sie an total generischen Wald- und Minen-Hotspots organisieren könnt. Aber wehe ein Wachturm oder eine Handwerkerbank steht auf eurem Plan.

Selbst nach zwei Wochen im Spiel ist mir nicht ein einziges Mal ein menschlicher Mitspieler begegnet. Und nein: die von den Programmierern eingebauten Bots zähle ich nicht dazu. Die tauchen immer wieder mal an den stets selben Stellen auf und agieren dümmer als so mancher Zombie. Nach dem Bau eines Wachturms sollen angeblich andere Unterschlüpfe überfallen werden können. Aber nach rund 30 Stunden Spielzeit ist mir nicht einer begegnet, den ich ausrauben konnte. Weil auch der liebe Nachbar einen Wachturm gebaut haben muss, damit ich ihn überfallen kann. Die meisten "Besucher" von Dawn Of Survivors kamen wahrscheinlich noch nicht einmal so weit, haben vorher die digitale Reißleine gezogen - und spielen schon längst was anderes. Verdenken kann man es ihnen nicht. Es findet ja keine menschliche Interaktion statt, in diesem "Multiplayer-Game".

Dawn Of Survivors ist interessant. Aber unfertig. Es rückt den versprochenen Multiplayer-Modus nicht in den Fokus, nervt tierisch mit seinem Geiz an frischen Szenarien und dringend benötigten Gegenständen zum Craften. Die Entwickler haben noch einen sehr weiten Weg vor sich, bis das Spiel einmal richtig gut wird. Aber wie bei den Gegenständen im Spiel auch, wird mit wichtigen Patches eher gespart. So bleibt seit dem Release eine Spielbalance aus der Zombie-Hölle.  Immerhin: der erste Schritt ist getan und ein Abstecher in das Spiel kostet glücklicherweise auch nicht die Welt. Testet es also ruhig mal an. Zumindest die ersten paar Stunden machen schon Laune.

Wertung: 5 / 10


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Groß taktieren in Wargroove
Zug um Zug geht es im pixeligen Wargroove zu. In bester Tradition von Advance Wars bauen wir Truppen, nehmen Häuser ein und führen erbitterte rundenbasierte Kämpfe in dieser toll animierten Fantasy-Welt.

Alleine die Story-Kampagne hält einen mit 30 bis 35 Stunden bei Laune. Nach Vollendung sind in einem Arcade-Modus 12 Charaktere aus der Kampagne freigeschaltet, wo viele Dutzende weitere Missionen warten. Oder ihr versucht euch online in einem Multiplayer-Duell zu behaupten. Dazu kommt ein gelungener Puzzle-Modus, der mit seinen 25 Stages Abwechslung in die Sache bringt. Das wahre Highlight ist allerdings der Map-Editor. Karten und sogar eigene Story-Kampagnen können selbst hergestellt und mit der (Nintendo-)Welt geteilt werden. Dementsprechend könnt ihr euch auch selbst mit User-generierten Sachen versorgen - bereits jetzt gibt es tonnenweise gut gemachte Karten und witzige Kampagnen zum herunterladen.

Wargroove ist in der Summe also ein echtes Monster in Sachen Umfang geworden, dass euch auf Monate hinweg beschäftigen kann. Die putzig animierten Einheiten sind allerliebst. Der Soundtrack ist okay. Insgesamt wirkt Wargroove verdammt gut ausbalanciert - und kann zudem jederzeit mit mehreren wählbaren Schwierigkeitsgraden punkten. Sodass auch wirklich jeder bei dieser Rundentaktik zu Wasser, zu Land und in der Luft kein Nachsehen haben wird. Spielerisch hat es genug auf dem Kasten, um nicht nur alleine mit seiner Flut an Content genug Langzeitmotivation aufzubauen. Mensch, der erwünschte Advance Wars-Killer ist endlich da! Definitiv ein Anwärter auf das Indie-Spiel des Jahres 2019!

Wertung: 9 / 10


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Blutige Kettenreaktionen in OMG Zombies!
Gore ist geil! Das wissen wir nicht erst seit Spielen wie Moonstone, Mortal Kombat, oder (um auch mal einen echten Klassiker zu nennen) aus den Todesszenen in Forbidden Forest.

Wenn wir in OMG Zombies! also mit einem Scharfschützengewehr auf herumstreunende Zombies ballern, und darauf hoffen, dass es nur so spritzt: Warum nicht? Digital geht vielleicht nicht alles, aber vieles. Das Spiel möchte dabei in seinen insgesamt 100 Levels auch gerne eine Prise taktische Tiefe mit in das Geballere bringen. Denn um die Horden auf dem Bildschirm auszuschalten reicht die vorhandene Munition einfach nicht. Wir hoffen und spekulieren also auf Kettenreaktionen, die erschossene Zombies auslösen. Unter unserem Fadenkreuz explodieren manche - und sorgen für zusätzlichen Schaden in ihrer näheren Umgebung. Manche hinterlassen einen Säure-Teppich, der andere Zombies mit in den Tod reißt. Wieder andere sind ehemalige Polizisten und Soldaten, die beim Ableben noch einmal eine Salve ihrer Waffe auf ihre untoten Brüder in Blickrichtung loslassen. Das ergibt, je nach Level, schon mit einem einzigen Schuss eine blutgewaltige Kettenreaktion. Schön. Rot.

Ganz so taktisch tiefsinnig ist das Ganze dann aber doch nicht. Vieles schafft man nur durch herumprobieren - denn die Zombies bewegen sich unentwegt, wechseln auch mal abrupt die Richtung. Hundertprozentig planbar ist es also nie, wo der erschossene Zombie zusätzlichen Schaden hinterlässt. Dank einem vernünftigen Upgrade-System motzen wir aber nicht nur unser Gewehr auf, sondern können auch die Untoten aufwerten. Sodass sie beim Ableben beispielsweise größeren Schaden verursachen oder eine höhere Reichweite erlangen.

OMG Zombies! ist schon durchaus ein netter Spaß für zwischendurch. Mit einem einzigen Schuss eine blutige Katastrophe in ihren Reihen zu verursachen, kann schon sehr befriedigend sein. Nach ein paar Stunden ist die Luft dann aber auch raus.

Wertung: 6 / 10


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Packende Kämpfe in Hellblade
Mit einer Umsetzung von Hellblade - Senua's Sacrifice für die Nintendo Switch war nicht unbedingt zu rechnen. Damit, dass sie technisch so gut werden würde, noch viel weniger.

Die Jungs und Mädels von QLoc haben ganze Arbeit geleistet, um das Spiel von Ninja Theory auf die verhältnismäßig schwache Hardware der Hybrid-Konsole zu portieren. Die Performance ist erstaunlich sauber und stabil. Grafisch wird hier definitiv alles aus der Hardware gequetscht.

In Hellblade steuert ihr die Kriegerin Senua aus der Third-Person-Ansicht. Da sie unter Psychosen leidet, ist es nie ganz gewiss, was nun echt und was nur ihren Vorstellungen in dieser nordischen und keltischen Saga entspricht. Auf ihrem Feldzug in die Hölle (um ihren Geliebten zu retten) wird sie ständig von wispernden Stimmen und alten Weggefährten begleitet. Das düstere, melancholische Setting führt sie an viele Orte, wo sie neben Kämpfen auch Rätsel lösen muss. Dabei fühlen sich die Auseinandersetzungen stets dynamisch an und machen extrem viel Spaß. Zwei unterschiedliche Schwerthiebe, ein Nahkampfangriff und das blocken von Schlägen reichen bereits, um alles munter miteinander kombinieren zu können. Dazu noch Ausweichschritte, die dank perfekter Steuerung ebenfalls gut von der Hand gehen ... es braucht halt nicht immer zig (schwer zu merkende) Kombo-Ketten, um packende Kämpfe zu kreieren.

Die Rätsel sind ein klein wenig der Schwachpunkt in diesem Spiel. Zum einen sind sie nicht besonders fordernd - und zum anderen basieren sie zu oft darauf, dass man nur bestimmte Symbole in eine Blickrichtung bekommen muss. Großartige Kopfnüsse darf man in Hellblade nicht erwarten. Was allerdings dann auch den Vorteil mit sich bringt, eher selten mal in Verlegenheit zu kommen, eine Lösung zu Rate ziehen zu müssen.

Hellblade - Senua's Sacrifice ist ein atmosphärischer Trip und kann ich euch nur wärmstens empfehlen. Auch wenn die Spieldauer mit 6 bis 8 Stunden schon an einem Wochenende abgefrühstückt sein sollte. Die Thematik der kranken Protagonistin ist sehr fesselnd und dank der talentierten Darsteller exzellent in Szene gesetzt. Ein Spiel mit Nachhall, das euch bestimmt noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Wertung: 8 / 10


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