Montag, 15. August 2011

Internet-Kommunikation V.1.0 - Noch mehr Retro geht nicht...

Gerade wenn man in der "Retro-Community" aktiv ist, erlebt man sie häufiger: Die Abneigung des sozialen Netzwerks gegenüber. (a.k.a Social Network :) )
Twitter ? "Bloß nicht ! Was interessiert's mich, ob du gerade auf dem Klo sitzt und dein Geschäft erledigst, Himmel nochmal !"
Facebook ? "Freunde sammeln, die man noch nicht mal kennt - und dabei absolut nichtssagende Posts lesen ? Nö, danke."

Wenn man so "Vintage" ist, das man sich noch nicht mal neuen Methoden der Kommunikation öffnen kann, dann stimmt da meiner Meinung nach etwas nicht. Ein alter, verbrauchter Mantel, den man mal tunlichst abstreifen und in den Hausmüll entsorgen sollte. Oder um ein anderes Bild zu gebrauchen: Während ihr kommunikativ immer noch bei V.1.0 seid, haben alle anderen längst ihr Update ( V.4.5 ) auf der Platte.

Ich will hier auch gar nicht versuchen, irgendwelche Klischees zu widerlegen. Das es solche Leute nicht gibt, die via Social Network erzählen, das sie gerade Fernsehen gucken, ihre Katze streicheln, sich in der Nase popeln oder ohne Erfolg auf der Kloschüssel sitzen. Natürlich gibt es die! Ein Klischee ist es aber dennoch, das man in diesen Netzwerken damit regelrecht zugemüllt wird. Denn ein Facebook ist immer nur so gut, wie der Freundes-/Bekanntenkreis, den du dir da zusammen stellst. Ein Twitter nur dann informativ, wenn du auch den richtigen Leuten folgst. Wenn man sich auf stupides sammeln von Unbekannten einlässt, nur um die Freundesliste in einen 4-stelligen Bereich zu bekommen, dann muss man sich halt auch nicht wundern, wenn die Posts weder Interessant noch Informativ sind. und lustig schon gar nicht...Sondern sich qualitativ irgendwo da einreihen, wo der ganze Spam in eurem Email Postfach abgelegt wird. Oder die Katze ihr Geschäft erledigt...

In der Retro-Community stoße ich immer wieder auf solche Phänomene: Zum einen hängt man der Vergangenheit hinterher und bewundert die alten Games und die Künstler, die an diesen Projekten mitgewirkt haben. Sogar die Redakteure von alten Spielemagazinen bleiben da nicht verschont im nachhinein noch angehimmelt (oder kritisiert ;)) zu werden - für Artikel, die sie mal geschrieben aber vielleicht schon längst wieder vergessen haben, dass Sie sie mal in die Tastatur gehauen haben. Wer schon mal ein paar spezifische Seiten im Net wie www.kultboy.com besucht hat und dort die Kommentare gelesen hat, der kennt das. Und auf der anderen Seite hört man dann oftmals: "oh wow, du hattest kontakt mit Chris Hülsbeck. Wie kann man den denn erreichen ?" - oder "Redest du da mit Mark Knight über Twitter? Krass." - versucht man diesen Leuten aber nun zu erklären, das sie es ja auch selbst tun könnten, beißt man allerdings auf Granit. Sich bei Facebook, Twitter und co anzumelden, und es einfach mal selbst zu versuchen, kommt da nämlich meistens nicht in Frage. Dabei kann man ein Gegenargument durchaus verstehen ; wenn es um den berechtigten schlechten Ruf von Facebook, und sein immer mehr auf Kommerz, Werbung und Daten-sharing getrimmtes äußeres (und inneres!) geht.
Geschenkt. Natürlich gibt es da niemanden, der bei sowas den Daumen nach oben reckt.
Aber wie oft ich schon das Argument hören musste: "Ja, nee. So Social Network ist nix für mich", mit einem anschließenden herunterrattern von Klischees (siehe oben)...das geht schon auf keine Kuhhaut mehr. Ist das jetzt Ignoranz ? Ein "back 2 the roots" nach dem Motto: Twitter und co sind nicht mehr Retro ? Oder kommunikatives Vollversagen ? Ich weiß es nicht. Bei manchen vielleicht eine Kombination von allem.
Der Höhepunkt ist für mich immer der, wenn jemand fragt: Ja, was macht denn der/die heutzutage ? Programmiert er/sie noch, ist er/sie immer noch Musik am machen ? Da wird dann noch nicht mal Google zu rate gezogen - ganz zu schweigen von Kommunikationsplattformen, wo man die entsprechenden Leute selbst vorfindet - nö, da wird einfach im Saft der Unwissenheit geschmorrt. Freiwillig. Jahrelang.

Tatsache bleibt, das Tim Wright, Chris Hülsbeck, Willi Bäcker - und auch kultige Redakteure wie Florian Stangl einfach nur Menschen wie du und ich sind. Sie freuen sich bestimmt über jede Nachricht, die man ihnen zukommen lässt. Selbst wenn es "nur" Retro-Buddies sind, die einfach nur mal kurz kommentieren wollen, wie cool doch dieses oder jenes Spiel in den 80ern oder 90ern war, an das sie mitgewirkt oder über das sie mal ausführlich berichtet haben. Nur die wenigsten dieser Leute sind unantastbar (oder ignorieren deine Freundschaftsanfrage - viele grüße, lieber Hans Ippisch! ;) ) - die meisten sind einfach nur gut drauf und antworten auch, wenn eine Frage/ein Kommentar aus "ihrer Fan-Base" kommt.

Falls also jemand von meinen "Retro-Kumpels" diesen Blog lesen sollte und sich plötzlich angesprochen fühlen sollte: Go for it ! Solange es nicht in hirnloses "stalken" endet, sucht die Leute auf und bombardiert sie mit eurer Anerkennung/Fragen. Ich bin es nämlich irgendwie leid mich mit eurer "Internet Communication V.1.0" herumärgern zu müssen. *frech-grins*