Samstag, 30. Dezember 2017

Zuletzt gelesen: Retro Gamer 1/2018, GameStar Retro-Jahrbuch 1997




Retro Gamer 1/2018
Auch im fünften Jahr ihrer Existenz weigert sich die deutsche Retro Gamer stoisch, an ihrem bisherigen Konzept zu rütteln. Die AC/DC der klassischen Spielemagazine überraschen Quartal für Quartal höchstens damit, nicht zu überraschen. Das hat allerdings auch den expliziten Vorteil, dass dem geneigten Leser keine nennenswerten Neuerungen erwarten, die ihm vielleicht gar nicht schmecken - ältere Leser kann man somit schlecht verprellen. Auch die erste Ausgabe für das Jahr 2018 besteht (über den Daumen gepeilt) zu drei Viertel aus übersetzten Artikeln der englischen Retro Gamer. Hier werden Spiele verdammt großflächig vorgestellt. Virtua Fighter auf acht satten Seiten. Die Dizzi-Spiele werden auf genau so vielen umrissen. Und nur in den seltensten Fällen - in der vorliegenden Ausgabe etwa das Iso-Adventure Chimera - bekommen wir gerade mal eine Doppelseite kredenzt. Die vorgestellten Spiele sind dabei in Sachen Genre und System schön breit gefächert - denn anders als das Cover es suggeriert, finden hier nicht nur die üblichen populären C64- und Amiga-Spiele statt, sondern es gibt immer ein buntes Potpourri, bei denen auch zwischendurch kleinere Kuriositäten an den Start gehen. Bei der Gamer ist der Name Progamm: Selbst bei den dezent eingestreuten Hardware-Artikeln liegt der Fokus immer auf den Spielen, die das jeweilige System hervorgebracht hat. In dieser Hinsicht bleibt sich die Retro Gamer ebenfalls treu. Auch wenn man die Neuerungen schon ein wenig mit der Lupe suchen muss, so gab es sie in letzter Zeit dennoch. Zum einen stellt Winnie Forster in der Rubrik Full Set Sachen vor, dass sich seiner Einschätzung nach zu sammeln lohnt. In der 1/2018 geht er beispielsweise auf die großen Boxen für das SNES ein (u.a.: Mario Paint, Super Metroid, Secret Of Mana), während in der Vergangenheit auch gerne mal die Mega Man-Spiele aufgelistet wurden (wenn hier auch letzten Endes die 16-Bit Vertreter ignoriert wurden). Für die Zukunft bietet diese Rubrik noch genug Stoff, aus dem der Autor schöpfen könnte. Das gilt ebenso für die zweite neue Rubrik namens Homebrew. Seit ein paar Ausgaben werden dort neue Spiele für alte Systeme beleuchtet. Macht Sinn und passt auch wunderbar ins Konzept des Magazins. Die Papierqualität ist auch im Jahr 2017 immer noch konstant gut - der quasi-Katalog (169 Seiten!) macht sich wunderbar im Regal. Selbst hochkant. Aber nicht nur wegen des Themengebiets bleibt dieses Magazin etwas für Liebhaber: der Preis dürfte mit seinen satten 12,90,- nicht jeden dazu bewegen, es völlig spontan aus dem Zeitschriftenladen mitzunehmen. Spaß macht die Retro Gamer in ihrer jetzigen Form aber durchaus, weswegen ich ein reinblättern durchaus mal empfehlen kann.

GameStar Retro-Jahrbuch 1997
Die GameStar hat vor kurzem ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Passend zum Jubiläum ist da vor wenigen Wochen ein Retro-Jahrbuch erschienen, dass einen Überblick des Jahrgangs 1997 bei den PC-Spielen anbietet. Von den insgesamt 148 Seiten werden auf rund 100 Seiten ausschließlich ältere Spiele besprochen - alles in einem schicken Layout verfrachtet. Dort finden dann große Namen statt, wie zum Beispiel Dungeon Keeper, Baphomet's Fluch 2, Incubation oder auch Fallout. Ganz besonders fällt dabei die sehr gute Schreibe von Martin Deppe auf, der als Projektleiter dieses Sonderhefts auch gleich das Gros der Artikel in die Tasten gewuchtet hat. Zwei Dekaden sind dabei durchaus amtlich und völlig legitim, um das Ganze über den Begriff "Retro-Jahrbuch" zu verkaufen. Mal von den vorgestellten Spielen abgesehen, bietet das Heft aber auch einen interessanten Magazin-Teil. Die Publikation mit dem weißen Stern auf blauen Grund (oder auch gerne mal umgekehrt) feiert sich dabei ein wenig ungeniert selbst - solange dabei aber ein paar interessante Internas herauskommen, kann uns das nur recht sein. 20 Jahre GameStar/GameStar Inside oder auch die interessante Rubrik GameStarter - was machen die Redakteure von einst heute so? - runden den eigentlichen Fokus auf die Spiele ordentlich ab. Sogar die Konkurrenzblätter aus dem Jahre 1997 werden im Magazin-Teil kurz beleuchtet. Was sich auch nur jemand erlauben kann, der heutzutage mit ordentlich Selbstbewusstsein auftritt. Mit 8,99,- Euro ist das Heft eine echt runde Sache geworden, die ordentlich Lesespaß bietet und natürlich insbesondere der PC-Spiele-Fraktion empfohlen ist. Allein: die Papierqualität ist nur durchschnittlich. Bei so einem Sonderfall von einem Magazin hat man doch immer gerne etwas fühlbar wertiges in den Flossen. Es bleibt abzuwarten, ob das Retro-Jahrbuch 1997 in den kommenden Jahren zu einer Art Serie reift, und in - vielleicht jährlichen - Abständen die PC-Jahre 1998, 1999 und 2000 beleuchtet werden. Mit genügend Abstand zwischen den Veröffentlichungen solcher möglichen Sonderhefte, und den richtigen Redakteuren an Bord, wüsste ich wirklich nicht, was dagegen spricht. Daumen hoch für das Retro-Jahrbuch 1997.

Freitag, 1. Dezember 2017

3DS-Check 12/2017 - Von Mario & Luigi Superstar Saga bis Cursed Castilla


Mario & Luigi Superstar Saga
Asche über mein Haupt: die Mario-RPGs habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt. Der Quasi-Einstand war für mich das äußerst gelungene Partners in Time auf dem NDS. Somit ist Mario & Luigi Superstar Saga (39.99,- Euro im eShop) erst mein zweites. Da es sich hierbei um ein Remake vom Game Boy Advance handelt, ist es also geradezu wie geschaffen für Leute mich, die diesen Titel anno 2003 verpasst haben. Die Superstar Saga dürfte keinen Fan enttäuschen und als Pflichtkauf für all diejenigen gelten, die Lust auf ein weiteres (rund zwanzig Stunden anhaltendes) Abenteuer mit dem Klempner haben. Dennoch: In der ersten Liga empfinde ich die Superstar Saga nicht. Im Direktvergleich mit Partners in Time fällt auf, dass der Humor nicht mehr so knallhart zündet, die Kämpfe längst nicht so spannend ausfallen und die Story noch ein Stück weit belangloser ist. Dasselbe gilt für die eingestreuten Rätsel, die Qualität der Dungeons und Dialoge. All das ist aber dennoch meckern auf echt hohem Niveau. Fast noch mehr Zeit als das eigentliche Hauptspiel hat mich das Taktik-Gewusel Bowsers Schergen gekostet. Das sollte ganz besonders Fans von Tower Defense-Spielen so einige Stunden Schlaf kosten und ist ein vollwertiges "Spiel im Spiel", dass sich nach ein paar Stunden Progression im RPG freischaltet. Nintendo hätte es auskoppeln und zusätzlich separat im eShop anbieten sollen. Wertung: 7 / 10



Cursed Castilla
Cursed Castilla (11,99,- Euro im eShop) gibt es bereits seit 2012 unter dem Namen Maldita Castilla u.a. in Form von Freeware für Windows-Rechner. Also völlig kostenlos. Da muten die verlangten 12 Euronen für die 3DS-Version geradezu unverschämt an - Konvertierungsarbeit hin oder her. Allerdings: nur auf den ersten Blick. Denn Cursed Castilla ist die - um einige Stages und Bosskämpfe (und demnach auch neue Grafiken und Musikstücke) - prächtig erweiterte Version. Das ohnehin verdammt gute Original wurde hier noch einmal kräftig aufgewertet. Fans von Ghosts 'n Goblins (und noch viel mehr dem Nachfolger Ghouls 'n Ghosts, denn da gibt es viel mehr Parallelen) fühlen sich hier sofort heimisch, denn die Hommage um Ritter Don schlägt nicht nur spielerisch in die gleiche Kerbe wie der Capcom-Klassiker, sondern ist auch qualitativ voll auf Augenhöhe. Die etwas mageren zwei bis zweienhalb Stunden Spielzeit macht das Spiel dadurch wieder wett, weil es in einem zweiten oder dritten Durchlauf durchaus einige Geheimnisse und Bonus-Stages zu entdecken gibt. Der Schwierigkeitsgrad ist knackig, bietet einige zähneknirschende Trial & Error-Passagen, ohne aber jemals höllisch frustrierend zu werden. Exzellentes Leveldesign, fantastische Musik und die generelle Liebe zum Detail, die in dieses Spiel geflossen ist, lassen einem aber bis zum Schluss durchhalten. Klare Sache: das Spiel ist wie prädestiniert für ein Handheld und eine Mordsgaudi. Wertung: 8 / 10


Kidd Tripp
Das One-Button-Game Kid Tripp (3,99,- Euro im eShop) ist mal wieder eines dieser vielen Spontankäufe aus dem eShop. Und das, obwohl ich auf diese Auto-Runner im Grunde nicht besonders stehe. Auf den ersten Blick wirkte es aber ziemlich charmant. Ganz im Fahrwasser von Super Mario Run für iOS/Android klappert unser Protagonist hier ganz automatisch die Landschaft ab, während wir darauf beschränkt sind, im richtigen Moment zu springen und Münzen einzusammeln. Das klingt definitv leichter, als es ist, denn die Levels werden im Lauf der Zeit ziemlich knackig. Für den unkomplizierten Jump'n'Run-Happen zwischendruch eignet sich Kid Tripp sicherlich ganz gut. Spielerische Tiefe darf man hier allerdings nicht erwarten. Wertung: 4 / 10


Crimson Shroud
Erstaunlich, dieses Crimson Shroud (7,99,- Euro im eShop)! Jedenfalls audiovisuell. Neben dem richtig gelungenen Soundtrack setzt dieses Rollenspiel auf einen interessanten (Brettspiel-)Look, der die statischen, völlig unanimierten Figuren, Gegner und Szenarien aus unterschiedlichsten Winkeln zeigt. Quasi ein Tabletop mit digitalen Figürchen. Das entwickelt mit der Zeit eine sehr eigenwillige Atmosphäre. Wenn man es schafft, sich darauf einzulassen. Spielerisch kann Crimson Shroud diesen optisch-innovativen und akustisch-motivierenden Bonus aber leider nicht so ganz für sich verbuchen. Denn es setzt nicht nur auf Glück beim Würfeln während der Kämpfe, sondern auch auf Glück bei der Beute, die vermöbelte Gegner zufällig fallen lassen. Nur Ausrüstungsgegenstände definieren die Stärke der Heldentruppe, ein aufleveln findet nicht statt - so geraten wir schnell in den Grind-Modus und hoffen, dass Monster und Mutanten besseres Zeugs abwerfen. Dazu kommt echt nervendes Backtracking und nicht immer ganz schlüssige Mini-Rätsel. Auf der Habenseite steht dafür aber auch die verdammt klug geschriebene Story. Ein zweischneidiges Schwert also. Antesten lohnt sich ganz sicher. Blind zu empfehlen ist das Level 5-Spiel aber ganz sicher nicht. Wertung: 6 / 10



Nano Assault Ex
Nano Assault Ex (9,99,- Euro im eShop) sieht zuvorderst wahnsinnig gut aus. Der 3D-Effekt der gekrümmten Planetenoberflächen in den futuristisch anmutenden Levels kommt sehr gut rüber. Spielerisch bietet es solide Twinstick-Shooter-Action, von der niemand enttäuscht werden sollte, der bei simplifizierten Ballergames nicht gleich Schnupfen bekommt. Dabei profitiert das Spiel sehr von dem zweiten Analogstick des New 3DS, lässt sich aber auch mit einem normalen 3DS einigermaßen gut steuern. In den rund vier Stunden Spielzeit lässt Nano Assault Ex ein wenig Dynamik bei den Levelaufbauten vermissen - und ein etwas ausgefeilteres Waffen-Upgrade-System wäre hier auch wünschenswert gewesen. Auch das Balancing wirkt nicht vollkommen ausgefeilt: so schafft es der Shooter hier irgendwie, im Laufe des Spiels etwas einfacher zu werden, anstatt den Schwierigkeitsgrad anzuziehen. Aber dennoch: mit dem Kauf sind ein paar vergnügte Stunden für Genre-Fans garantiert. Tipp: für registrierte Benutzer auf mynintendo.com gibt es das Spiel derzeit kostenlos (gegen ein paar gesammelte Goldmünzen). Wertung: 7 / 10



Retro City Rampage DX
Na, GTA 5 schon mehrmals durchgenudelt? Auf unzähligen Systemen wartet da immer noch eine pixelige Alternative auf euch, falls ihr Nachschub benötigt. Auch die 3DS-Version von Retro City Rampage DX (8,99,- Euro im EShop) kann sich sehen und hören lassen. Dank unzähliger gelungener Farbfilter (der C64 ist sehr gelungen, mit seinen dezent-bescheiden-matten Farben), exzellenter Chipmucke und tonnenweise Anspielungen auf alte Filme und Spiele der 80er und 90er Jahre, bietet Retro City Rampage nahezu schon einen Retro-Overkill. Allein der Bildschirmausschnitt ist auf dem 3DS ein wenig kleiner geraten, bietet aber immer noch genug Übersicht, um der teilweise brachialen Action auf dem kleinen Bildschirm Herr zu werden. Die Missionen sind - wie beim großen Vorbild auch - sehr abwechslungsreich. Und auch in diesem 8-Bit-GTA bietet einem die frei erkundbare Stadt eine Fülle an Mini-Spielen oder die Freiheit, einfach ein paar Passanten umzufahren, während das Radio stilecht mit uralter Computerspiel-Mucke vor sich hin plärrt. Ein Spiel, in das man sich verlieben und viele Wochen drin verbringen kann. Aber selbst beim stringenten abarbeiten der Kampagne sind hier so einige unterhaltsame Stunden garantiert. Versprochen. Wertung: 9 / 10