Mittwoch, 21. Dezember 2016

Zuletzt gelesen: M!Games (Maniac)



Lang, lang ist's her, als ich meine letzte M!Games gelesen habe. Wirklich lange: Anno damals wurde das Magazin noch unter dem Namen Maniac publiziert. Dabei hinterließ das Multiformat-Magazin durchaus keinen schlechten Eindruck - aber aus irgendeinem Grund widmete ich mich danach trotzdem anderen Blättern, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wie beispielsweise der Games Aktuell. Die letzten drei Ausgaben der Mania...ähhh....M!Games landeten dagegen endlich mal wieder auf meinen Schreibtisch. 

Alter Kram neu vermarktet: Das Mini NES wird vorgestellt
Auf 100 Seiten präsentiert sich das Magazin von der Cybermedia Verlagsgesellschaft, und kostet dabei immerhin stolze 4,90,- Euro. Wie bei vielen Magazinen liegt der Fokus natürlich auf aktuelle Spieletests und Previews. Wobei die (in Zeiten des WWW eher unnützen) Vorschauberichte hier wieder einmal viel zu viel Platz einnehmen. Ganz so gravierend wie bei der Games Aktuell wird's hier aber nicht. Da die eigentliche Preview-Lesestrecke zwischendurch mal von Reportagen, Interviews und anderen Extras unterbrochen wird - nennt sich bei der M! Games "Extended" - wirkt das alles ein wenig bunt gemischter und eignet sich daher prima, wenn man das Heft chronologisch von vorn bis hinten durchliest. Die News punkten bei der M! Games zum einen mit einem aktuellen Datum: wann genau, an welchem Tag, ist wo etwas passiert/veröffentlicht? Ein Detail, dass auf total nerdige Art und Weise begeistert. Genauso wie das erwähnen von Spielen und Compilations, die nur im Ausland erschienen sind.

Bunt: Golden Axe in der Retrospektive-Rubrik

Wie hoch ist der Retrogaming-Anteil der M!Games? Nun, hin und wieder finden ältere Spiele natürlich Erwähnung. In der Titelstory der Oktober-Ausgabe namens "Alles Zombie!" sind unter den siebenundzwanzig vorgestellten Spielen - darunter natürlich aktuelle Games wie Resident Evil 7 oder Dead Rising 4 - auch ein paar Klassiker zu finden: Super Ghouls 'n Ghosts und das von Ubisoft 1986 veröffentlichte Zombi zum Bleistift. Nett. Eine monatliche Retrospektive-Rubrik gibt es aber ebenso. Immerhin auf vier vollen Seiten wird dort expressiv in der Vergangenheit geschwelgt. Viel Text gibt es dort dennoch nicht, da die Infos nur in den mageren Bildunterschriften verbraten werden. Eher selten schenkt man mal dem Merchandise ein paar Zeilen. Oder wirft kurz mit ein paar Info-Schnipsel über die Entwickler um sich. Das aufblähen von 2D-Hintergründen und Sprites kostet dem Artikel immens viel Platz, worunter dann der eigentliche Lesestoff zu leiden hat.

Akte BPJM: Lesenswerte Hintergründe
Apropos alter Kram: Auch die Artikel-Reihe "Akte BPJM" fischt oftmals unter den klassischen Spielen, um eines der Index-Spiele näher zu beleuchten. Mit welcher Begründung ist es aus dem Handel gezogen worden? Was meint die Redaktion dazu? Eine kleine, aber feine Rubrik in der M!Games, die Spaß macht und Wissenswertes liefert.

Nicht wirklich Meta, aber interessant: Japanische Erotik-Spiele im Fokus

Und noch mehr Retro: Seit der November-Ausgabe werden auch VR-Spiele ausführlich besprochen. Das nimmt das Magazin zum Anlass, die exotische J5A-Brille für die Playstation 2 vorzustellen. Die war damals nur in Japan erhältlich - und ist selbst dort nicht im regulären Handel aufgetaucht. Mit so kleinen Schmankerln überrascht das Magazin. Überhaupt: bei den Extended-Rubriken der M!Games findet sich immer wieder mal Stoff für Retro-Gamer. In dem Artikel "Polygon Power" rücken beispielsweise Spiele bis aus den achtziger Jahren ins Rampenlicht. In "Zu jung für Deutschland" werden teils auch alte Japano-Spiele erwähnt. Und wer noch mehr Pixel will: die DLC- und Download/Indie-Titel bekommen hier eine eigene Rubrik, abseits der ganzen AAA-Titel. Die obligatorische "Maniac vor 20 Jahren"-Rubrik widmet sich natürlich ebenfalls der Vergangenheit. Überraschenderweise...

Dürftig: eine Einzige "Leserseite"
Nicht alles weiß bei der M! Games zu gefallen. Die Interaktiv-Rubrik wird zum Beispiel auf Sparflamme betrieben. Das Magazin benutzt (wie viele andere auch) eine total altmodische und völlig undurchsichtige 100er-Wertung bei den Rezensionen. Der extrem nützliche Button bei den Spieletests, der die ungefähre Spieldauer angibt, taucht nicht immer auf (warum nicht?). Dazu kommt, dass große Reportagen, die die Meta-Ebene wenigstens ansatzweise streifen, genauso fehlen, wie meinungsstarke  Kolumnen der Redakteure. Beides wird schmerzlich vermisst und würde dem Magazin mehr Kontur verleihen.

Nun, am Ende bleibt ein fast fünf Euro teures Magazin, dass trotzdem sein Geld wert ist. Weil es sich mit seiner Schreibe, seiner Aufmachung und der Themenwahl geschickt zwischen die Stühle setzt - mittendrin und wie eine Mischung zwischen einem Teenie-Blättchen, wie die Bravo Screenfun eines war (deren Schreibe und Layout auf ein eher jüngeres Publikum zielte) und einem eher konservativen Online-Magazin wie GamersGlobal. Die Mania ...ähmmm... M!Games unterhält also vorzüglich, ohne zu sehr mit Wortakrobatik auf die Kacke zu hauen oder Pseudointellektuell ihre imaginäre Brille zu richten. Bei meinem wichtigsten Grund für den "Besuch" der letzten Monate, bleibt mir das Magazin aber trotzdem etwas schuldig. Denn ganz so freakig, anders als die Anderen und progressiv, als wie sie von vielen ihrer Leser immer dargestellt wird, ist sie dann doch nicht. Aber in Zukunft wird sie immerhin ein grundsolides Multiformat-Magazin sein, dass ich je nach Laune mal mit in den Einkaufskorb mit reinpacken kann. Hätte ich schon viel früher machen sollen, denn besser als die vergleichbaren Games Aktuell oder Computer Bild Spiele ist sie dann doch.


--->>> Zuletzt gelesen: Retro Gamer 1/2018, GameStar Retro-Jahrbuch 1997

2 Kommentare :

  1. Mir gefällt die M!Games eigentlich sehr gut. Was mir im Vergleich zur damaligen MAN!AC allerdings fehlt, ist die Heft-DVD. Ja, es gibt mehr als genug Testvideos im Netz (auch wenn Gametrailers.com mir sehr fehlt) - als Offline-Archiv fand ich die Discs allerdings prima.

    In der GamesAktuell berichten sie sich wirklich zu Tode. Ein Preview und ein Test pro Spiel reichen mir. Wenn ich jetzt schon mitbekomme, dass die jetzt schon die Werbetrailer der Spiele analysieren und besprechen, dann wird mir das echt zu viel.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei der Maniac gab's auch mal eine Audio-CD mit Spiele-Soundtracks drauf (nannte sich Game Tracks Vol.1). Weiß gerade aus dem Stehgreif nicht, welche Heftnummer das war - aber das war dann auch just die letzte, die ich gelesen hatte. Der Silberling liegt heute noch ab und an im CD-Player. :)

      Die Games Aktuell ist diesen Monat wieder teurer geworden, schon gesehen? 4,50,- mittlerweile. Bin mir auch nicht sicher, ob ich sie mir noch holen werde. Die M!Games ist in vielen Bereichen besser - für (mittlerweile) nur wenige Cent mehr.

      Löschen