Samstag, 3. Juni 2017

3DS-Check 5/2017 - Von Legna Tactica bis Ascent of Kings


Kurz: Ascent Of Kings
Der Monat Mai beginnt für mich mit einem just frisch veröffentlichten Spiel aus dem eShop. Und ich bekomme spontan Augenkrebs. Klar, Grafik ist nicht alles - aber es sieht trotzdem nach absolut nichts aus: Ascent Of Kings (2,25,- Euro im eShop). Auch bei näherer Betrachtung kommt dieses spartanische Jump'n'Run mit Metroidvania-mäßigem Unterbau nicht so wirklich aus sich raus. Mit dem Wunsch zum König gekrönt zu werden, müssen wir in diesem Spiel mit ansehen, wie unsere Brüder sich auf die Reise machen. Da fackeln wir nicht lange, laufen und springen hinterher; und machen uns selbst auf die Suche nach dem königlichen Schrein. Innerhalb kürzester Zeit - nach allerspätestens eineinhalb Stunden sollten die allermeisten Spieler das Ende vom Spiel zu Gesicht bekommen - sammeln wir Extras auf, die uns einen Doppelsprung, Gleitflüge oder das werfen von Steinen erlauben, womit sich wiederrum neue Wege erschließen. Die Automap passt sich dem Spiel an und ist hässlich, aber irgendwie funktional. Die Steuerung fühlt sich ganz gut an, hat aber auch ihre Tücken bei einigen präzisen Sprüngen, die wir absolvieren müssen. Ascent of Kings ist zu kurz und wirkt durch sein völlig unspektakuläres Leveldesign nicht vollkommen zu Ende gedacht. Wertung: 4 / 10



Mäßig: Legna Tactica
Mit Legna Tactica (9,99,- Euro im eShop) buhlt ein weiterer neuer SRPG-Vertreter um die Gunst der Käufer. Wer also noch nicht vom kürzlich veröffentlichten Mercenaries Saga 3 satt ist (Hatte ich hier drüben mal getestet), der findet hier rund 15 bis 20 Stunden anhaltendes, neues Rundentaktik-Futter. Wie das Gros aller Spiele der Firma Kemco, so wirkt auch Legna Tactica ein wenig wie aus dem Baukasten, und würde qualitativ wohl gerne mehr sein, als das, was es de facto ist: totaler Durchschnitt. Die Story ist so eben noch interessant genug, um einen bei der Stange zu halten. Aber große Wendungen oder Charakterköpfe dürft ihr in der mittelmäßig-spannenden Hintergrundgeschichte nicht erwarten; eine emotionale Reise ist hier Fehlanzeige. Immerhin: vier unterschiedliche Enden warten auf diejenigen, die die Kondition besitzen, bis zum Ende durchzuhalten. Neben einem relativ kleinen Fertigkeiten-Baum ist auch der Loot in Legna Tactica oder das Design der vielen Kampfbildschirme nur eher mäßig zufriedenstellend. Zudem stellt sich die gegnerische KI ganz schön dämlich an, indem sie mit größter Wahrscheinlichkeit immer nur den nächstbesten eurer Truppe angreift. Anstatt sich auf angeschlagene Gegner zu fokussieren. Oder mal die Heiler zu flankieren. Die Steuerung ist funktional, die Mucke ist nett und die Grafik geht wohl auch in Ordnung. An die grobschlächtigen Animationen muss man sich allerdings erst gewöhnen, wenn man ganz andere Kaliber in Form eines Fire Emblem auf dem 3DS gewöhnt ist. Wer aber schon alle Fire Emblem-Spiele und die Mercenaries Saga-Titel auf dem 3DS durch hat, der findet hier immerhin eine zusätzliche Alternative. Viel mehr Priorität als die "Ersatzbank" wird aber niemand dem Spiel ernsthaft zumuten. Als solches erfüllt es seinen Zweck und kann auch mal zehn Euro wert sein. Es ist unbefriedigend in seiner Gänze , aber trotzdem ganz okay, um die Zeit totzuschlagen und nicht vor Langeweile aus Versehen RTL einzuschalten. Wertung: 5 / 10



Gelungen: Toki Tori 3D
Toki Tori 3D (1,99,- Euro im eShop) erschien ursprünglich bereits 2001 auf dem Game Boy Color. Auf dem 3DS wurde es ordentlich remastered: nicht nur allein das audiovisuelle wurde einer Frischzellenkur unterworfen (dann wäre es auch nur ein Remake), sondern auch die Levelaufbauten und Gegner wurden gründlich überarbeitet. Mit unserem pummeligen Küken müssen wir in diesem Mix aus Platformer und Puzzler alle Eier aufsammeln. Dazu stehen uns diverse begrenzte Hilfsmittel zur Verfügung: Brücken bauen, Teleporter nutzen oder auch mal die Gegner einfrieren. Während die ersten Stages noch im schnellen Rutsch bewältigt sind - und höchstens Tutorial-Charakter besitzen - gibt es im späteren Verlauf der vier Welten erstaunlich fordernde Kopfnüsse, die eure Kombinationsgabe auf die Probe stellt. An Toki Tori 3D gibt es so gut wie nichts zu bemängeln. Für gerade einmal zwei Euronen bekommt man hier einen tagelangen Knobel-Spaß, der gut aussieht, sich gut anhört und gut die Birne zum qualmen bringt. In seiner Gesamtheit ist die Remastered-Version hier sogar dem Original vorzuziehen, dank Komfort-Funktionen wie einer "Rückspulfunktion" (sollte man sich in eine Sackgasse bugsieren) und dem viel flüssigeren Spielablauf. Wertung: 8 / 10


Einfallslos: Gunslugs
Prozedural generierte Levels in einem Action-Spiel sind selten eine gute Idee. Gunslugs (1,99,- Euro im eShop) beweist das. Denn statt handgeklöppelte, möglichst spannend designte Stages vom Kaliber eines Metal Slug, wirkt hier alles so schnarchig nach 08/15. Egal, wie oft man auch das Spiel neu startet und die CPU einmal mehr das Level auswürfelt: originell ist das alles niemals-nicht. Das Spiel versucht den Trümmerhaufen von einem Leveldesign aber mit brachialer nonstop-Run-and-Gun-Action zu verschleiern. Am laufenden Band schießen wir in diesem grobpixeligen Spiel die heran rennenden Gegner nieder, und klauben dabei Munition und neue Waffen auf. Was in der ersten halben Stunde noch ganz witzig ist, wird später schnell repetitiv. Aber auch verdammt schwierig: die Gegner werden härter und Gevatter Zufall lässt uns halt nicht immer die Waffen in Kisten herumliegen, die wir so gerne hätten. Oder bräuchten. Denn wenn wir Panzer-ähnliche Stahlkolosse in 8-Bit-Optik aus den Weg räumen müssen, uns das Level aber nur Munition für die schwachbrüstige Handwaffe serviert, dann ist Frust vorprogrammiert. Humor kann man dem Spiel nicht abstreiten: ob wir nun zusätzliche Charaktere freischalten, von denen einer aussieht wie John Rambo - oder aufgesammelte Münzen in ein kurzes GameBoy-eskes Mini-Spielchen investieren. Die Entwickler hatten scheinbar Spaß bei der Entwicklung. Schade nur, dass dabei ein so mittelmäßiges Spiel rausgekommen ist. Wertung: 5 / 10



Spannend: Steamworld Heist
Kurz vor knapp noch ein paar Worte zu Steamworld Heist (14,99,- Euro im eShop). Das habe ich nämlich erst vorgestern - nach knappen fünfzehn Stunden Gesamtspielzeit - beendet. Und ich war mir nicht sicher, ob ich es noch in den diesmonatigen 3DS-Check reinquetschen könnte. Aber da ich dieses Rundentaktische Geballere eben im Mai gespielt habe, gehört es genau hierhin. Da es sicherlich noch viele gibt, die dem Spiel (genau wie ich) aus irgendwelchen Gründen bisher keine Zeit gewidmet haben, lasst euch gesagt sein: Steamworld Heist verdient Priorität beim abarbeiten eurer Pile Of Shame der noch ungespielten Sachen! In spannenden, rundenbasierten Kämpfen steuern wir hier eine immer größer werdende Truppe von individuellen Steam-Robotern. In der Seitenperspektive funktioniert das erstaunlich gut und bietet sogar eine Prise Worms, denn nach dem positionieren (möglichst in ausreichender Deckung) dürfen wir mit der ausgerüsteten Waffe selbst zielen. Ohne Zielhilfe kommt man sich da stellenweise wie in Team 17's Klassiker vor, wenn die Bazooka ausgerichtet und abgefeuert wird. Die Stages sind ordentlich bis gut designt und die insgesamt drei großen Gebiete bieten sogar story-bedingt ein paar Bosskämpfe. Die Optik ist mit viel Liebe zum Detail realisiert worden. Gleiches gilt aber auch für die Akustik. Allein die Country-mäßigen Songs in einigen Locations sind echt kultig. Das sehr dynamische und intuitiv spielbare Steamworld Heist hat mich verdammt positiv überrascht - und auch verdammt schnell süchtig werden lassen. Und welches Kompliment könnte man einem Spiel mehr machen, als dieses prickelnde Gefühl auszulösen, dieses jenes Spiel jetzt unbedingt spielen zu wollen? Alles andere als eine klare Kaufempfehlung für diese Indie-Perle auszusprechen ist verdammt vermessen. Nicht nur Freunde vom Rundentaktik-Genre sollten an Steamworld Heist ihre helle Freude haben. Von daher ... Wertung: 9 / 10