Samstag, 1. April 2017

3DS-Check 3/2017 - Von Brave Dungeon bis Punch Club


Gelungen: Dragon Quest VIII
Nach über siebzig Stunden (verteilt über viele, viele Wochen) endlich durchgespielt: Dragon Quest VIII (39,99,- Euro im eShop). Objektiv betrachtet ist es vielleicht dann doch nicht das ultimative Meisterwerk innerhalb der Serie, als dass es von vielen angesehen wird, die es bereits auf der Playstation 2 spielen konnten: Es darf durchaus gestritten werden, ob denn Teil 8 wirklich der Beste aus der Serie ist. Aber im Kontext der Dragon Quest-Reihe ist es gewohnte JRPG-Kost auf einem unheimlich hohen Niveau. Die Spiele der Serie stagnieren nahezu; kennst du ein Dragon Quest, dann kennst du sie alle! Aber trotzdem (oder gerade deswegen!) wird sie von so vielen geliebt. Hier kauft man nicht die Katze im Sack und erlebt womöglich eine bitterböse Überraschung. Die Reise des verwunschenen Königs bietet eine grundsolide Story, mit einprägsamen Charakteren, die uns auf unserer Reise gegen den bösen, bösen Oberbösewicht begleiten. Die gelungene Grafik wird von tollen Animationen flankiert, die MIDI-mäßige Musik ist herzallerliebst - und sogar das Voice-Acting hat es auf die 3DS-Karte geschafft. Side-Quests wie die Foto-Safari (wo wir exklusiv auf dem 3DS Fotos von Gegnern und Orten sammeln müssen - gegen Belohnung natürlich) und das sammeln von Monstern, die wir dann in der Arena kämpfen lassen, kosten angehende Abenteurer zusätzlich aberwitzig viele Stunden. Der achte Teil der Reihe ist definitiv ein Must-Have für Fans der Reihe. Wertung: 9 / 10



Gekloppe: Punch Club
Hier treten wir in Rocky Balboa's Fußstapfen. Punch Club (9,99,- Euro im eShop) erinnert stark an alte Manager-Spiele und Wirtschaftssimulationen der frühen 90er Jahre, wenn wir unseren angehenden Boxer fit halten und für zukünftige Wettbewerbe trainieren. Neben dem eigentlichen Training, dass unseren anfänglichen Hanswurst in eine von drei möglichen Kampf-Spezialisierungen treibt, müssen wir auch die Werte für seine Energie, Nahrung und Stimmung auf Trab halten. Wir gehen jobben, um das verdiente Geld dann im nahegelegenen Supermarkt für ballaststoffreiches Futter auszugeben. Wir lassen ihn vor dem Fernseher abgammeln. Erobern seine heimliche Liebe (Adrian!). Oder hauen auch mal in Straßenkämpfen und Hinterhof-Turnieren anderen das überhebliche Lächeln aus dem Gesicht. Das Ganze besitzt eine nette Hintergrundgeschichte, die natürlich nicht ganz zufällig an eine Mischung aus Fight Club und den Rocky-Filmen erinnert - und 80er Jahre-Anspielungen auf die Hero Turtles und Masters Of The Universe gibt's obendrauf. Passend zu diesem Retro-Flash: die liebevolle Pixel-Optik und die anständige Chipmucke. Bis unser alter Ego endlich mal eine Villa samt Manager hat und um den Weltmeister-Titel kämpft, vergehen so einige Stunden: zehn bis fünfzehn solltet ihr einkalkulieren. Die Entwickler haben sich bis dorthin Mühe gegeben, dass doch etwas repetitive Gameplay mit vielen neuen Szenarien und Handlungssträngen aufzufrischen. Der Kampf als "The Dark Fist" gegen die Unterwelt gehört dazu. Das Arbeiten für ein Verbrecher-Syndikat inklusive persönlicher Vorstellung beim Don himself. Die Reise nach Russland, um dort neben einer verschneiten Hütte zu trainieren (Rocky IV lässt grüßen). All das lässt darüber hinwegsehen, dass es hier Genre-bedingt tagein und tagaus immer das Gleiche zu tun gibt. Nämlich trainieren, essen und schlafen. Wer damals so Sachen wie die Bundesliga Manager-Spiele oder das seichte Game Dev Story gespielt hat, der kennt das, findet sich damit ab und ergattert mit Punch Club einen charmanten Geheimtipp. Quasi einen Boxing-Manager für den 3DS. Wertung: 7 / 10



Genussoptimiert: Brave Dungeon
Dungeon Crawler sind scheinbar wieder schwer im Kommen. Gerade im Indie-Bereich. Inside System liefern hier anno 2017 ihre eigene Interpretation davon ab: das knuffelig-knuddelig-süße Brave Dungeon (4,99,- Euro im eShop). Aus der Vogelperspektive erkunden wir mit einem Mädels-Trupp fünf Dungeons mit jeweils vier Ebenen und genauso vielen Endbossen, in der Summe also zwanzig Stück an der Zahl. Gegner verkloppen wir dabei in zügigen, rundenbasierenden Kämpfen - Rätsel oder sonstige Kopfnüsse suchen wir dagegen mit der imaginären Lupe. Das Spiel ist dabei selbst im Experten-Modus nur moderat von der Schwierigkeit her, und ist generell sehr auf Casual gebürstet. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch, sondern führt nur einfach dazu, dass es nicht so bockschwer ist und womöglich an der Frustrationsgrenze kratzt, wie Genre-Vertreter vom Kaliber eines Etrian Odyssey. Einmal gekaufte Items stellen sich nach der Rückkehr in die Stadt automatisch wieder her, selbst wenn sie verbraucht wurden - die Stats werden großzügig hochgepusht - alte Rollenspiel-Hasen haben nach 7, 8 Spielstunden ohne nennenswerte Probleme den Abspann vor der Nase. Dann ist das Spiel aber erfreulicherweise noch nicht beendet und im New Game Plus kommt ein zusätzlicher Dungeon nebst Schwierigkeitsgrad hinzu. Außerdem werden sehr nette Mini-Spiele freigeschaltet, darunter ein Poker und ein Endless-Runner. Die Grafik ist während der Dungeon-Hatz ziemlich steril - alles in allem sieht Brave Dungeon aber verdammt gut aus und hat nebenher Sprachausgabe und einige wirklich gelungene Tracks zu bieten, die gut ins Ohr gehen. RPGler sollten dem Anime-Erkundungstrupp hier auf jeden Fall eine Chance geben. Es ist seine fünf Euronen locker wert. Wertung: 8 / 10


Gelangweilt: SpeedX 3D
Langeweile lebt! Wenn sich an diesem Zustand überhaupt nichts ändert, obwohl man gerade mit einem Spiel zugange ist, dann hat es grundlegend versagt. Der Tunnel-Racer SpeedX 3D (2,99,- Euro im eShop) kann zumindest mit seinem Umfang punkten. Satte 48 Stages warten darauf, gemeistert zu werden. Dumm allerdings, dass mindestens die erste Hälfte davon höchstenfalls als Einschlafhilfe fungiert. Und nein: Adjektive wie hypnotisch oder meditativ verbieten sich dabei. Das gilt ebenso für den Endlos-Modus. Erst auf der Schwierigkeitsstufe Hard - besser aber noch im Insane-Modus - kommt das Spiel mal zu Potte und das ausweichen der Klötzchen wird ein wenig anspruchsvoll. Da wir nur nach links und recht ausweichen, lässt sich das Spiel bequem einhändig spielen (was die auftretende Müdigkeit allerdings nur verstärkt) und auftauchende Hindernisse kündigen sich schon Sekundenlang vorher an, da sie Spuren auf dem Boden vorausschicken. Einige Felder ändern bei Kontakt kurzzeitig unseren Status und erschweren die Jagd durch die ewig gleichbleibenden Tunnel, allerdings wirklich nur in Maßen. Es fehlt ganz einfach die Herausforderung. Wenn es um simple Tunnel-Raser geht, dann machen die AiRace-Spiele auf dem 3DS einfach viel mehr her. Das viel zu öde SpeedX 3D ist selbst zu einem Kurs von gerade mal drei Euro nicht wirklich zu empfehlen. Wertung: 3 / 10



Gemächtigkeit: Shovel Knight
Warum ein Schwert, wenn es auch eine Schaufel tut? Shovel Knight (24,99,- Euro im eShop) sieht sich als Hommage an alte NES-Platformer und will Megaman-, Castlevania- und sogar Duck Tales-Fans abholen und für sich begeistern. Und das schafft es erstaunlicherweise fast im Handumdrehen. Die Stages sind spannend inszeniert, die Steuerung ohne Fehl und Tadel, die Optik ist herzallerliebst und, verdammte Axt, dieser grandiose Soundtrack erst! Natürlich gibt es hier nichts, was Veteranen nicht schon in hundertdrölfzig anderen Spielen bereits kennengelernt hätten. Wir springen, hauen und hüpfen mit senkrechter Schaufel auf Gegner, die danach mehr als nur eine Kopfschmerztablette brauchen werden. Dabei sammeln wir Geld ein, dass wir in den Städten für zusätzliche Fertigkeiten eintauschen. Feuerbälle, temporäre Unverwundbarkeit und Co kosten Manapunkte beim aktivieren und wollen dementsprechend mit bedacht eingesetzt werden. Die Endbosse sind - wie das gesamte Spiel an sich - durchdacht, und Liebe zum Detail schimmert hier aus jedem Pixel. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann ist es die etwas dünne Spielzeit von maximal 5, 6 Stunden. Da sich das Spiel aber an Fortgeschrittene und Profis richtet, könnten bei dem einen oder anderen noch ein paar zusätzliche Stunden addiert werden. Das Leben des Schaufel-Ritters ist hier wirklich kein Zuckerschlecken. Shovel Knight ist grandios und gehört in jede gut sortierte 3DS-Sammlung. Wertung: 10 / 10


Genickschussbremse: MegaMan Collection
MegaMan Legacy Collection (14,99,- Euro im eShop) enttäuscht. Und ist wohl das Ergebnis davon, wenn Capcom nicht selbst Hand an eine akkurate Emulation ihrer alten Spiele legen, sondern es stattdessen nur als Auftraggeber weiterreichen (in diesem Fall die Firma Digital Eclipse). Der Input-Lag ist in dieser Sammlung von einem anderen Stern und mit keinem anderen Virtual Console-Spiel vergleichbar! Auch nicht mit den anderen Capcom-Oldies, die man separat auf dem 3DS käuflich erwerben kann (ein Super Ghouls 'n Ghosts hat beispielsweise nicht so gravierende Probleme, trotzdem es auch nur emuliert wird). Auf gut deutsch reagiert die Steuerung von MegaMan also fühlbar verzögert - und zwar so dermaßen, dass ihr Bauklötze staunen werdet, wenn ihr Vergleiche zum NES-Original ziehen könnt. Was bei einem Spiel, dass so dermaßen schnelle Reflexe erfordert, fast schon ein Todesstoß ist. Die ohnehin heftigen MegaMan-Spiele sind dadurch noch eine ganze Ecke schwieriger zu meistern. Mit viel Engelsgeduld kann man sich auch an den permanenten Lag gewöhnen und seinen Spaß aus der Collection ziehen. Immerhin werden hier alle sechs MegaMan-Spiele auf dem NES geliefert. Dazu gibt es zu jeden Spiel ein wirklich nett gemeintes Museum, wo wir Handbücher, Verpackungen und Konzeptzeichnungen in digitaler Form kredenzt bekommen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die 3DS-Konvertierung solcher unsterblicher Klassiker hier bis an den Rand der Unspielbarkeit vergewaltigt wurde. Eine Schande ist das. Und letztlich nur was für beinharte Fans, die eine unpräzise Steuerung eventuell als zusätzlichen Anreiz sehen können: MegaMan war noch nie so knüppelhart-schwierig wie hier! Ungewollt. Wertung: 4 / 10