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Retro Gamer 1/2018 |
Auch im fünften Jahr ihrer Existenz weigert sich die deutsche
Retro Gamer stoisch, an ihrem bisherigen Konzept zu rütteln. Die AC/DC der klassischen Spielemagazine überraschen Quartal für Quartal höchstens damit, nicht zu überraschen. Das hat allerdings auch den expliziten Vorteil, dass dem geneigten Leser keine nennenswerten Neuerungen erwarten, die ihm vielleicht gar nicht schmecken - ältere Leser kann man somit schlecht verprellen. Auch die erste Ausgabe für das Jahr 2018 besteht (über den Daumen gepeilt) zu drei Viertel aus übersetzten Artikeln der englischen Retro Gamer. Hier werden Spiele verdammt großflächig vorgestellt. Virtua Fighter auf acht satten Seiten. Die Dizzi-Spiele werden auf genau so vielen umrissen. Und nur in den seltensten Fällen - in der vorliegenden Ausgabe etwa das Iso-Adventure Chimera - bekommen wir gerade mal eine Doppelseite kredenzt. Die vorgestellten Spiele sind dabei in Sachen Genre und System schön breit gefächert - denn anders als das Cover es suggeriert, finden hier nicht nur die üblichen populären C64- und Amiga-Spiele statt, sondern es gibt immer ein buntes Potpourri, bei denen auch zwischendurch kleinere Kuriositäten an den Start gehen. Bei der Gamer ist der Name Progamm: Selbst bei den dezent eingestreuten Hardware-Artikeln liegt der Fokus immer auf den Spielen, die das jeweilige System hervorgebracht hat. In dieser Hinsicht bleibt sich die Retro Gamer ebenfalls treu. Auch wenn man die Neuerungen schon ein wenig mit der Lupe suchen muss, so gab es sie in letzter Zeit dennoch. Zum einen stellt Winnie Forster in der Rubrik Full Set Sachen vor, dass sich seiner Einschätzung nach zu sammeln lohnt. In der 1/2018 geht er beispielsweise auf die großen Boxen für das SNES ein (u.a.: Mario Paint, Super Metroid, Secret Of Mana), während in der Vergangenheit auch gerne mal die Mega Man-Spiele aufgelistet wurden (wenn hier auch letzten Endes die 16-Bit Vertreter ignoriert wurden). Für die Zukunft bietet diese Rubrik noch genug Stoff, aus dem der Autor schöpfen könnte. Das gilt ebenso für die zweite neue Rubrik namens Homebrew. Seit ein paar Ausgaben werden dort neue Spiele für alte Systeme beleuchtet. Macht Sinn und passt auch wunderbar ins Konzept des Magazins. Die Papierqualität ist auch im Jahr 2017 immer noch konstant gut - der quasi-Katalog (169 Seiten!) macht sich wunderbar im Regal. Selbst hochkant. Aber nicht nur wegen des Themengebiets bleibt dieses Magazin etwas für Liebhaber: der Preis dürfte mit seinen satten 12,90,- nicht jeden dazu bewegen, es völlig spontan aus dem Zeitschriftenladen mitzunehmen. Spaß macht die Retro Gamer in ihrer jetzigen Form aber durchaus, weswegen ich ein reinblättern durchaus mal empfehlen kann.
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GameStar Retro-Jahrbuch 1997 |
Die
GameStar hat vor kurzem ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Passend zum Jubiläum ist da vor wenigen Wochen ein Retro-Jahrbuch erschienen, dass einen Überblick des Jahrgangs 1997 bei den PC-Spielen anbietet. Von den insgesamt 148 Seiten werden auf rund 100 Seiten ausschließlich ältere Spiele besprochen - alles in einem schicken Layout verfrachtet. Dort finden dann große Namen statt, wie zum Beispiel Dungeon Keeper, Baphomet's Fluch 2, Incubation oder auch Fallout. Ganz besonders fällt dabei die sehr gute Schreibe von Martin Deppe auf, der als Projektleiter dieses Sonderhefts auch gleich das Gros der Artikel in die Tasten gewuchtet hat. Zwei Dekaden sind dabei durchaus amtlich und völlig legitim, um das Ganze über den Begriff "Retro-Jahrbuch" zu verkaufen. Mal von den vorgestellten Spielen abgesehen, bietet das Heft aber auch einen interessanten Magazin-Teil. Die Publikation mit dem weißen Stern auf blauen Grund (oder auch gerne mal umgekehrt) feiert sich dabei ein wenig ungeniert selbst - solange dabei aber ein paar interessante Internas herauskommen, kann uns das nur recht sein. 20 Jahre GameStar/GameStar Inside oder auch die interessante Rubrik GameStarter - was machen die Redakteure von einst heute so? - runden den eigentlichen Fokus auf die Spiele ordentlich ab. Sogar die Konkurrenzblätter aus dem Jahre 1997 werden im Magazin-Teil kurz beleuchtet. Was sich auch nur jemand erlauben kann, der heutzutage mit ordentlich Selbstbewusstsein auftritt. Mit 8,99,- Euro ist das Heft eine echt runde Sache geworden, die ordentlich Lesespaß bietet und natürlich insbesondere der PC-Spiele-Fraktion empfohlen ist. Allein: die Papierqualität ist nur durchschnittlich. Bei so einem Sonderfall von einem Magazin hat man doch immer gerne etwas fühlbar wertiges in den Flossen. Es bleibt abzuwarten, ob das Retro-Jahrbuch 1997 in den kommenden Jahren zu einer Art Serie reift, und in - vielleicht jährlichen - Abständen die PC-Jahre 1998, 1999 und 2000 beleuchtet werden. Mit genügend Abstand zwischen den Veröffentlichungen solcher möglichen Sonderhefte, und den richtigen Redakteuren an Bord, wüsste ich wirklich nicht, was dagegen spricht. Daumen hoch für das Retro-Jahrbuch 1997.