Samstag, 16. Februar 2019

Switch-Reviews #02: Pokémon Quest, Sega Mega Drive Classics, Iro Hero, Lost Sphear, Black Hole




Klopperei in Pokémon Quest
Meine Lieblings-Genres haben sich in den gefühlten letzten zwei Dekaden nicht geändert. Strategiespiele (egal, ob seichte Echtzeit-Schlachten oder komplexe Rundentaktik), Rollenspiele (egal, ob westliche oder japanische) und das klassische Shoot Em Up (egal, ob horizontal oder vertikal alles abgeballert werden muss) kaufe ich blind. Fast schon bedingungslos. Ein nicht genanntes Genre, dass in den letzten Jahren eher ein Schattendasein fristete - was spannende Neuveröffentlichungen anging - sind die, aus einer Warcraft III-Mod entsprungenen, Tower-Defense-Spiele. Taktisch. Meditativ. Schön anzuschauen, und auf ihre ureigene Art extrem entspannend.

Auftritt: Pokémon Quest. Dass trotz (oder gerade) wegen seiner Simplizität so verdammt gut geworden ist. Hier schicken wir insgesamt drei Pokémon auf einen Erkundungstrip, wo sie in den einzelnen Stages vollkommen eigenständig herumwuseln und anderen Pokémon eins auf die Mütze geben. In Lego-mäßiger Blockgrafik. Wir machen nichts weiter, als zwischendurch ihre Spezialfertigkeiten zu aktivieren. Die unterscheiden sich natürlich von Pokémon zu Pokémon und verursachen manchmal defensiven oder Status-verändernden Impact. Oder es wird den Gegnern auf euer Zutun hin - Stichwort: Touchscreen - mit diversen Elementen das Fell vom Körper gebrutzelt, gefroren oder gebraten. Auch Wirbel-Attacken und andere Angriffe mit einer bestimmten Reichweite gehören zum Repertoire. Sodass ein wenig Taktik mit ins Spiel kommt, wenn wir die Gegner denn auch anständig treffen wollen. Die Levels dauern dabei nie länger als 2, 3 Minuten - eignen sich also hervorragend für das schnelle Spiel zwischendurch - und enden immer an einem Bossgegner. Danach hagelt es Erfahrungspunkte, Koch-Utensilien und Items, mit denen wir unter anderem unsere Pokémon ausrüsten können. Die eigene Basis wird nach und nach aufgestockt, neue Pocket Monster werden durch öffentliches Kochen angelockt und danach geht's auch schon weiter in die fast automatisch ablaufenden Kämpfe.

Rund vier, fünf Stunden werdet ihr die Free 2 Play-Mechanik hinter Pokémon Quest vollkommen vergessen haben. Erst dann wird einem auf einmal bewusst, dass der Schwierigkeitsgrad ganz schön anzieht. Da locken dann die käuflich zu erwerbenden Gegenstände im Ingame-Shop, um das Spiel ein wenig zu erleichtern. Nintendo-typisch ist die Monetarisierung aber recht human: klar, wir müssen alle fünf Level-Durchgänge ein paar Stunden warten, bis sich die Batterien aufgeladen haben. Wir können sie aber auch gegen die Ingame-Währung schnell aufladen und einfach weiterspielen. Jeden Tag gibt es davon Neues aufs Konto gutgeschrieben, mit dem sich ebenfalls alle Basis-Erweiterungen holen lassen, die auch für echtes Geld zu haben sind. Und ebenfalls täglich findet ganz automatisch ein (manchmal recht starkes) Pokémon den Weg in eure Basis. Übertreibt man es nicht, kann man dadurch (wie die Verfasserin dieser Zeilen), zwei bis drei Wochen mit dem Spiel verbringen, ohne auch nur einen Cent ausgegeben zu haben.
Ansonsten: 5 Euro für ein kleines Paket zu investieren wäre nun auch nicht die Welt. Die kann man auch schlechter in den Sand setzen.

Wertung: 8 / 10

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Virtuelles Jugendzimmer in Sega Mega Drive Classics
Sega hat sich nicht lumpen lassen und insgesamt 51 Spiele in diese Compilation gestopft. Wenn man bedenkt, dass viele der Titel einzeln in diversen Stores für 5 bis 8 Euro verkauft werden, bekommen wir hier ordentlich viel Retrogaming-Futter für einen relativ schmalen Kurs. Wir können von einem virtuellen Jugendzimmer aus das Regal durchstöbern und die Games via gelungener Emulation starten. Die Bildausgabe lässt sich mit diversen Filter-Optionen an den eigenen Wünschen anpassen: zuschaltbare Scanlines, Bilineares Filtering, WPX, HQ4, XBR, gestrecktes Vollbild und sogar einen Spiegelmodus. Bei den Spielen an sich können wir uns an einen kleinen Berg von Aufgaben versuchen, wie zum Beispiel: "Besiege den zweiten Boss in Golden Axe II als Ax Battler, ohne Magie und Continues einzusetzen!". Auch ein Multiplayer-Modus wurde integriert, wo wir dann Online gegen (oder mit) andere menschliche Mitspieler uns an eines der Spiele versuchen können.

Wer sich auch nur im Ansatz für das Spiele-Portfolio des Sega Mega Drive interessiert, oder generell Spaß an alten Spiele-Klassikern hat, darf hier bedenkenlos zuschlagen. Hier habt ihr auf Jahre hin was zum daddeln. Eines dieser Module, dass man immer wieder mal aus dem Schrank holt, um noch das eine oder andere Spiel anzugehen!  Immer und immer wieder mal. Eine genaue Auflistung der enthaltenen 51 Spiele findet ihr hier drüben.

Wertung: 10 / 10

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Zu kleiner Bildschirm in Iro Hero
Iro Hero hat sich den SHMUP-Klassiker Ikaruga als Vorbild genommen. Und warum auch nicht? Das Spiel zeichnete sich um die Jahrtausendwende herum damit aus, dass man ständig zwischen den Waffen hin- und herwechseln musste. Weil manche Gegner völlig immun gegen einen bestimmten Beschuss waren. Dieses, leicht hektische, Spielelement wurde hier knallhart kopiert. Die roten und blauen Schüsse in Iro Hero müssen schon nach kurzer Spielzeit ständig gewechselt werden. Gleichzeitig wird man auch selbst immun gegen die feindliche Breitseite gleicher Farbe. Dass so etwas schnell mal konfus macht und der Schwierigkeitsgrad schon nach dem vierten, fünften Level in ungeahnte Höhen schießt, könnt ihr euch sicher denken.

Wo das offensichtliche Vorbild Ikaruga aber ein Feuerwerk nach dem anderen abbrannte, und mit klug designten Stages punktete, setzt bei Iro Hero schnell mal der Gähn-Prozess ein. Das fängt schon bei der Optik an: Warum ist der eigentliche Bildschirmausschnitt so klein und fitzelig? Auch die schlappen Explosionen und das demotivierend-uninspirierte Design der Gegner und die eher mäßig-geilen Levelaufbauten lassen viel zu schnell Langeweile aufkommen. Iro Hero erinnert sehr an die Baller-Klassiker der Achtzigerjahre - allerdings eher an die aus der dritten Reihe. Für die man eh kein Geld ausgegeben hätte, weil viel zu viele geniale Alternativen vorhanden waren.

Und so kann ich auch hier nur raten: wartet besser, bis dieses Spiel mal ordentlich im Preis gesunken ist - und ihr statt den geforderten 13 Euro nur 'n Appel und 'n Ei im eShop hinterlassen müsst. Totale Genre-Fans können bei der abschließenden Wertung natürlich ihre 1, 2 Punkte addieren. Aber selbst dann wäre Iro Hero in seiner kompletten Aufmachung viel zu durchschnittlich, um großartig Aufmerksamkeit zu generieren.

Wertung: 4 / 10

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Ein Endboss in Lost Sphear
Die - von Square Enix etablierte - Tokyo RPG Factory möchte seit 2015 den Geist alter japanischer Rollenspiele aufleben lassen. Im Geiste von traditionsreichen Reihen wie Dragon Quest, Final Fantasy oder auch dem kultigen Chrono Trigger, sollen sich ihre Spiele bewusst nach einer Retrogaming-Erfahrung anfühlen, und dabei dennoch frische Akzente setzen. Das hat beim indirekten Vorgänger I Am Setsuna nur mittelprächtig funktioniert. Und auch Lost Sphear hat sein Zelt am Rande der Bedeutungslosigkeit aufgeschlagen, wo es traurig vor sich hin resigniert und nach eigener spielerischer Relevanz ausschau hält.

Und dabei stimmen die Grundbedingungen! Lost Sphear besitzt als Unterbau eine Geschichte, die ein ums andere Mal an "Die Unendliche Geschichte" erinnert. Erinnerungen von Menschen verschwinden, Orte gehen in ein Vergessen über; ein großes, alles verschlingendes "Nichts" greift nach allem und lässt ganze Städte, Menschen und Umgebungen einfach verschwinden. Spielerisch machen sie aber nicht viel aus diesem interessanten Fundament. Wir schalten fast schon linear einfach die Nächstbesten Orte frei; die dafür benötigten Erinnerungen werden von verprügelten Monstern gedroppt. Doof. Irgendwie. Das Kampfsystem erinnert dabei frappierend an Chrono Trigger. Gefechte werden hier rundenweise am Ort des Geschehens geführt, wo wir in die Gegner hineingelaufen sind. Blöderweise sind aber nur die Bosskämpfe ein wenig anspruchs- und demnach gehaltvoller. Die Dialoge sind nur mäßig gelungen ins Deutsche übersetzt worden. Und nach rund 15 Spielstunden werdet ihr immer noch auf einen spannenden Story-Twist warten. Oder auf Charaktere, die sympathisch und lebendig wirken.

Trotzdem Lost Sphear völlig ohne spielerische Höhepunkte daherkommt und einfach so vor sich hin plätschert, ist es sicherlich kein schlechtes Spiel. Der eShop-Preis ist jedoch für so ein durchschnittliches JRPG maßlos übertrieben- statt den dort angepriesenen 49 Euronen könnt ihr das Spiel in den meisten Elektronik-Ketten (Saturn, Media Markt und andere) schon für 29,- in den Einkaufskorb packen. Viel mehr wäre es mir auch nicht wert gewesen, als ich im Dezember 2018 zugegriffen habe. Enttäuscht bin ich aber trotzdem. Die Tokyo RPG Factory haben vor Kurzem ihr drittes Spiel angekündigt. Make it or break it, möchte ich ihnen da zurufen.

Wertung: 5 / 10

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Purer Stress in Black Hole
Lust auf ein Ballergame der alten Asteroids-Schule? Das kostengünstige Black Hole kommt natürlich in moderner Grafik und einem Soundtrack daher, der nicht mehr so ganz nach 1979 klingt. Aber ansonsten wird in den ersten Ingame-Minuten schon schnell klar, welchem Spiel hier ein klein wenig Tribut gezollt wird. Nach anfänglichen Asteroidenfeldern werden es schnell Raumgleiter, Homing Missiles und dicke Brummer, die den Bildschirmgroßen Weltraum bevölkern. Black Hole artet schnell in Hektik, dezente Unübersichtlichkeit und Stress aus, wird dabei aber zum Glück nicht allzu frustrierend. Ein wenig Erfahrung in Ballergames der alten Schule solltet ihr aber besser mitbringen.

Die Steuerung und das Upgrade-System der insgesant drei wählbaren Schiffe sind okay. Nach rund zwei Stunden flimmert zwar bereits der Abspann über die Switch, aber es spricht ja nichts dagegen, das alles nochmal mit einem anderen Raumgleiter zu versuchen. Sogar ein Survival-Modus hat es ins Spiel geschafft, wo man sich in den weltweiten Online-Ranglisten mit den anderen messen kann.

Auch wenn Black Hole in seiner Summe total altbacken ist und man den Entwicklern nur das aufkochen von altbewährtem vorwerfen darf: manchmal ist es doch genau das, was man möchte. Insgesamt, ja, ganz nett, und an einem Abend schön durchgerockt.

Wertung: 6 / 10

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